Lesung und Konzert. Der Blues der Sprache. Kurt Marti und Walter Vogt haben die modern-mundart-Bewegung der Siebzigerjahre geprägt. Marti mit seiner einprägsam prägnanten Lyrik, Walter Vogt mit seinen improvisatorisch verspielten Texten. Die beiden sind Vorläufer geworden der heutigen Spoken-Word-Szene. Das führen Guy Krneta und Ruedi Schmid virtuos vor, indem sie die Texte nahe an sich heranholen und die Aktualität und formale Radikalität hörbar machen. Da wechseln die musikalischen Stile im vielseitigen Gitarrenspiel Ruedi Schmids. Da steht höherer Blödsinn neben philosophischem Tiefgang. Im Sturm der Sprache, verloren in der Musik.
Mit seinen Lyrikbänden «rosa loui» und «undereinisch» sorgte Kurt Marti Ende der sechziger Jahre für Furore. Seine umgangssprachlichen Gedichte, beeinflusst von der Konkreten Poesie, öffneten Türen für nachfolgende Generationen bis hin zur heutigen Spoken-Word-Bewegung. Auch Walter Vogt war von Martis Lyrik angeregt und verfolgte doch einen ganz anderen Weg. Anknüpfend bei H.C. Artmanns Gedichten im Wiener Vorstadtdialekt, suchte er noch stärker eine lautliche Notierung der Umgangssprache. Während Marti verkürzte und verdichtete, trieb Vogt seine Texte in die improvisatorische Redundanz. Nun liegt Martis umgangssprachliches Werk, inklusive der Texte aus dem Nachlass, zum ersten Mal in einem Buch vollständig vor. Und Vogts Mundarttexte erscheinen überhaupt zum ersten Mal gedruckt in einem Buch mit dem sprechenden Titel «hani xeit».
Der Band «hani xeit» von Walter Vogt versammelt unterschiedliche Mundarttexte Vogts. Er zeigt die Breite und Vielfalt seiner Texte, die alle für den mündlichen Gebrauch geschrieben sind: Für eine Veranstaltung im Kellertheater, für den Vortrag am Radio, für Hörspielproduktionen. Anders als Kurt Marti, der seine Texte streng komponiert, aufs Essentielle reduziert, lotet Vogt quasi improvisatorisch die klangliche Redundanz, den Blues der Sprache aus. Mit seinen experimentellen modern-mundart-Texten Ende der Sechzigerjahre ist Walter Vogt zweifellos ein Vorläufer der heutigen spoken-word-Bewegung. Dies demonstrieren Guy Krneta und Ruedi Schmid, indem sie die Texte nahe an sich heranholen und ihre Aktualität und formale Radikalität hörbar machen.