NACHT 2015
kellertheater bremgarten

Kornelia Lüdorff

Anna Politkowskaja

Eine nicht umerziehbare Frau

Allgemein
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Eine beeindruckende Schweizer Erstaufführung von Stefano Massinis international beachtetem Stück „Donna non rieducabile“.

Sie war da, während andere wegschauten. Sie stellte Fragen, als es manchmal ratsamer schien zu schweigen. Anna Politkowskaja (1958-2006), die russisch-amerikanische Reporterin, Autorin und Kämpferin für die Menschenrechte. Als Kriegsberichterstatterin in Tschetschenien brachte sie durch ihre Reportagen über Verbrechen in der russischen Armee, Korruption, Folter und paramilitärische Kriegsführung die russische Regierung gegen sich auf und wurde zur „Nestbeschmutzerin“ und „Feindin des russischen Volkes“.
Sie musste mit dem Tod rechnen. Nach mehreren Morddrohungen wurde sie im Treppenhaus ihrer Moskauer Wohnung umgebracht - am Geburtstag des russischen Präsidenten Putin (7. Oktober 2006).
Jetzt zeigt das Kellertheater die Schweizer Erstaufführung über diese furchtlose Frau. Der Monolog spiegelt Anna Politkowskajas Kampf gegen staatliche Willkür, ihre Zweifel und die Gewissheit, dass die Propaganda gegen den Staat bestraft wird - mit dem Tod.
Der Florentiner Autor und Regisseur Stefano Massini, der als wichtige Stimme im neuen italienischen Theater gilt, hat sein Memorandum über Anna Politkowskaja ein Jahr nach dem Tod von ihr (2007) geschrieben.

 

Inszenierung
Jennifer Whigham folgt mit ihrer Inszenierung einer schlichten, klaren Linie – die zwar nicht ohne didaktischen Fingerzeig auskommt, wenn zur Veranschaulichung historischer Daten Plakate dienen.
Die Interpretation dieser Figur ist eine Herausforderung, der sich Kornelia Lüdorff auf dem Bühnenraum, der in ein provisorisches Arbeitszimmer der Journalistin verwandelt wird, überzeugend stellt. Während siebzig Minuten erzählt sie von den Ereignissen dieser Kriegsjahre: von blutjungen, russischen Soldaten, die ihre tägliche „Norm“ des Tötens erfüllen, von legalen Vergewaltigungen, dem Mangel an Wasser,  Strom und Lebensmitteln.
Dies erzählt und spielt sie mit dem Mut zu Einfachheit und Zurückhaltung.

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